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07.02.2024

Deutschland erprobt die Vier-Tage-Woche - Ein Meilenstein für Tarifbeschäftigte

In Deutschland nimmt die Diskussion um die Vier-Tage-Woche Fahrt auf - ein Pilotprojekt mit 50 teilnehmenden Unternehmen startet in dieser Woche.

Es könnte den Weg für eine innovative Arbeitszeitgestaltung ebnen. Die Perspektive ist klar arbeitgeberorientiert: Eine verbesserte Work-Life-Balance und Erhöhung der Zufriedenheit der Beschäftigten soll die Produktivität und den Wettbewerbsvorteil der Unternehmen erhöhen.

Ein Großteil der Tarifbeschäftigten zeigt sich offen für diese Veränderung, da sie sich von einer Vier-Tage-Woche eine höhere Lebensqualität und mehr Zeit für Familie, Hobbies und Erholung versprechen. Die Möglichkeit, einen zusätzlichen freien Tag in der Woche zu nutzen, steht klar im Vordergrund – ein Aspekt, der insbesondere bei der jüngeren Generation auf große Zustimmung stößt.

Bedenken werden unter anderem von Arbeitsmarktökonomen wie Simon Jäger oder Enzo Weber geäußert, die derartige Veränderungen mit Skepsis betrachten. Daher soll nun ein Pilotprojekt mit 50 Unternehmen das Arbeitszeitmodell in der Praxis erproben. Was bei aller Kritik gerne übersehen wird:  Produktivitätszuwächse in Unternehmen und Dienststellen werden oftmals durch eine hohe Motivation und ein positives Arbeitsklima erzielt. Die Vier-Tage-Woche kann hier zu einem Durchbruch und Wettbewerbsvorteil der Arbeitgeber in einem Arbeitnehmermarkt verhelfen.

Ein erstes positives Signal für die Vier-Tage-Woche liefert bereits die Metall- und Elektroindustrie, die schon seit rund 30 Jahren flächendeckend die 35-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich implementiert hat – und das ohne negative Folgen. Seit 1995 verdoppelten sich die Umsätze Im Bereich Gesamtmetall, trotz oder gerade wegen der 35-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich. Das Pilotprojekt der Vier-Tage-Woche in Deutschland soll zeigen, inwieweit die vielversprechenden internationalen Erfahrungen auf den deutschen Arbeitsmarkt übertragbar sind. Die zunehmenden Forderungen nach flexibleren Arbeitszeiten und die Suche nach einem ausgewogeneren Leben sprechen deutlich für eine Etablierung der Vier-Tage-Woche.

In einem sechsmonatigen Pilotprojekt zur Vier-Tage-Woche in Portugal bewerteten 95 Prozent der 41 teilnehmenden Unternehmen die Erfahrung als positiv, ohne dass es hierfür staatliche Subventionen gab. Die Umstellung auf eine verkürzte Arbeitswoche führte keineswegs zu Neueinstellungen und damit höheren Kosten. Vielmehr aktivierte es effizientere Arbeitsabläufe, wobei die Arbeitszeit der Belegschaft im Schnitt um 12 Prozent sank. Die Beschäftigten selbst berichteten von einem verbesserten Work-Flow, einer verbesserten Work-Life-Balance, mehr Zeit für soziale Aktivitäten, einer Reduktion von gesundheitlichen Beschwerden und damit deutlich weniger Fehltagen

Die Befürwortung der Vier-Tage-Woche seitens der Gewerkschaften und der Tarifbeschäftigten zeigt, es ist an der Zeit, tradierte Arbeitsmodelle zu hinterfragen und innovative Wege zu gehen, die heutigen Bedürfnissen der Lebensarbeitszeit gerecht werden. So kann die Vier-Tage-Woche einen wichtigen Beitrag zu einem modernen, menschengerechten Arbeitsmarkt leisten, der die Produktivität der Unternehmen einerseits und Zufriedenheit der Beschäftigten andererseits gleichermaßen im Blick behält.

Die Ergebnisse des deutschen Pilotprojekts sind daher von großer Bedeutung und werden sicherlich einen historischen Wendepunkt in der Gestaltung unserer Arbeitswelt markieren.

 

 

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